Es ist vollbracht! Gedanken sind in Worte gepackt. Erinnerungen verewigt. Am 21. Februar 2022 erscheint «Ein Marathon geht immer». 7 Monate – 7 Kontinente – 1 Traum. Irgendwann hast du diesen Traum, der dich nicht mehr loslässt. Sieben Ultra-Etappenläufe in sieben Monaten auf sieben Kontinenten, bis vor einigen Jahren noch undenkbar für den Autor. Dieses Buch nimmt dich mit auf eine sportliche Reise um die Welt. Unterhaltsam erzählt Maik Becker über einen Wandel vom Antisportler hin zum Extremläufer. Er gibt interessante Einblicke in abenteuerliche Wettkämpfe in den abgelegensten Gegenden unseres Planeten, ebenso wie in Psyche und Körper jenseits der Komfortzone. Laufend glücklich sein wird für ihn zum Lebensmotto. Mit einem Augenzwinkern blickt er auf sein altes Leben zurück und beschreibt den langen Weg hin zu innerer Zufriedenheit. Lesenswert nicht nur für Läufer oder solche, die es werden wollen.
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Ich mag es, beim Laufen abzuschalten. Neue Gedanken in sich aufkeimen zu lassen. Oder einfach nichts zu denken und den Wind, die Sonne oder Kälte zu spüren. Allein oder mit anderen, beides hat seinen Reiz. Auf einer Trainingsrunde kam mir dann in genau dieser Stimmung eine weitreichende Idee. Laufen auf allen sieben Kontinenten. Ultraläufe. In einem Zeitraum von zwölf Monaten. Ein Gedanke, der sich schnell im Gehirn als Traum festsetzt. Soweit ich recherchieren konnte, hatte das genau ein Läufer vor mir geschafft. Eine Herausforderung, die sich mit meiner steigenden Reiselust bestens vereinbaren lässt. Es soll eingebunden werden in ein Hilfsprojekt.
Irgendwann habe ich von den ausgefallensten Wettkämpfen auf unserem Planeten gehört: ein Lauf in der Antarktis, all die Wüstendinger, Läufe in 5.000 Metern Höhe usw. Während der Vorstellung des Projekts bei einer Marketingexpertin wies sie mich auf einen Makel hin. Sieben Ultraläufe auf sieben Kontinenten in zwölf Monaten klingt nicht rund und ist schlecht zu vermarkten. Um Spender zu finden, muss ein gut kommunizierbares Konzept erstellt werden. Es wäre besser, den Zeitrahmen ebenfalls auf die Zahl sieben festzulegen. Also nicht sieben Jahre, sondern sieben Monate. Da haben wir den Salat. Die Herausforderung wird nicht geringer. Interessanterweise nimmt der Ansporn in gleichem Maße zu. Es sind nicht die Aufgaben, die uns leichter fallen, von denen wir schwer abzubringen sind. Im Gegenteil, lassen uns große Projekte über uns hinauswachsen.
Die Idee ist super. Das hat so noch niemand gemacht. Als experimentierfreudiger Mensch bin ich sofort dabei. Etwas kribbelt in mir. Ich kann es kaum erwarten, an der ersten Startlinie zu stehen. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg. Das Name «Run for Children» wird für zwei komplette Jahre zum Programm.
Dass ich solche Ideen überhaupt in mir aufkommen lassen kann, ist nicht selbstverständlich. Ausdauersport betreibe ich erst seit etwa 15 Jahren. Mitte 30, übergewichtig, depressiv, im Arbeitsalltag gefangen, musste ein Ausgleich her. Der Arzt hat mir Sport empfohlen. Damals noch recht ungläubig ist aktive Betätigung für mich heute nicht mehr wegzudenken. Distanzen jenseits des Marathons und fernab von befestigten Straßen zählen zu meinen Spezialitäten. Bislang hatte ich über meine Laufabenteuer rund um den Globus regelmäßig in Laufmagazinen berichtet. Nun also soll das ganze Projekt «Run for Children», mehr noch, ein Lebenswandel und Gedankenansätze zu Bewegung und dem Leben im Allgemeinen in druckreifer Form verfasst werden. Erneuter Ansporn und auch ein gewisser Mut zur Öffnung treiben dabei an. Lasst euch entführen in die entlegensten Ecken unseres Planeten. Und in die Gedankenwelt eines entspannten Mitmenschen, weit über das Laufen hinaus.
Leseproben
«Vorwort. Ich schreibe kein Buch! Ein weiteres Exemplar, das im Regal verstaubt. Oder den Weg aus dem aussortierten Umzugskarton nicht zurück ins Wohnzimmer findet. Freunde haben mich immer wieder angeregt, mein Erlebtes, den Lebenswandel, in Schriftform zu bringen. Ich erachtete das nicht als nützlich. Meine Geschichte ist keine besondere. Eine weitere Erzählung, die sich an vollkommen selbstverständliche Denkanstöße klammert. Es ist nichts Spezielles, was ich mache. Und liegt dennoch für die meisten außerhalb ihrer Komfortzone. Und es kommt doch ganz anders. Wie so oft bestimmt Unvorhergesehenes das Leben. Wir verändern uns. Ob wir wollen oder nicht. Unsere Entwicklung ist ein steter Prozess. Es passiert aber nicht einfach.
Wir beeinflussen es. Und so sitze ich nun hier und tippe unaufhörlich Gedanken und Eindrücke über ein außergewöhnliches Lauf- und Hilfsprojekt in die geduldige Computertastatur. Stundenlanges Sitzen liegt mir nicht. Manchmal bedarf es Überwindung. Eines ersten Schritts. Wie im richtigen Leben. Beim Blick aus dem Fenster ruft die Natur. Freiheit. Ich versinke in meinen Gedanken. Schon viel erlebt. So viel abrufbar. Die Realität verschwimmt mit der Vergangenheit. Was ich nie für möglich gehalten habe, ist Wirklichkeit geworden. Erträumt und wahr werden lassen. Das geht nicht von allein. Auf dem Weg haben mich starke Persönlichkeiten begleitet. Sie haben mir beim Finden der Richtung geholfen. Mein Leben maßgeblich beeinflusst. Ich wäre nicht dieselbe Person ohne treue Begleiter. Dafür bin ich sehr dankbar.
In diesem Buch begegnest du einer individuellen Geschichte. Ich maβe mir nicht an, mit erhobenem Zeigefinger Verfehlungen anderer anzuprangern. Vielleicht findest du dich auf der eine oder anderen Seite wieder. Wenn auch nur zwischen den Zeilen. Lies heraus, was dir gefällt. Es ist jetzt dein Exemplar. Es soll dir Freude bereiten. Was du mit dem Buch machst, liegt an dir. Es eignet sich natürlich perfekt als Unterlage für den wackelnden Tisch. Dekorativ weist jedes Druckerzeugnis und im Speziellen ein volles Bücherregal auf Bildung hin. Oder aber man nutzt es zur Selbstverteidigung. Der Inhalt wird beim Schlag auf den Kopf des Gegenübers aber nicht automatisch in ihn übergehen. Wenn du es nicht magst, kannst du es auch verschenken. Und erst recht, wenn es dir gefällt.»
«Aus dem Kapitel: Geboren, um zu Laufen. Warum laufen wir? Oder besser: Warum sollten wir mehr laufen? Unbewusst spielen sich in unserem Körper Prozesse ab, die wir automatisiert haben. Das Laufen ist so ein Beispiel. Einmal gelernt und verinnerlicht, begleitet es uns durch das Leben. Unser Körper wurde in entwicklungsgeschichtlichen Prozessen für den aufrechten Gang optimiert. Selbst wenn wir es durch Dauersitzen abschaffen wollen, es wird uns nicht gelingen. Viel mehr noch. Wir brauchen Bewegung für ein zufriedenes Sein. Die Größe unseres Gehirns unterscheidet uns von ähnlich strukturierten Artgenossen. Dieses zusätzliche Volumen ist zum Denken da. Und benötigt dazu Sauerstoff. Dieser wiederum wird in den Blutbahnen durch den Körper gepumpt. Bis hinauf unter das Dach unserer Schädeldecke. Laufen hat also mindestens zwei vielversprechende Eigenschaften. An der frischen Luft organisieren wir uns Sauerstoff und durch die gesteigerte Aktivität wird das Herz zu höherer Betriebsamkeit angeregt. Als Ergebnis steht uns mehr Oxygen zur Verfügung. Denkprozesse laufen besser ab. Oder werden überhaupt erst gestartet. Gedanken fließen klarer. Der Kopf ist frei.»
«Aus: Training für’s Leben. Eine konstante Größe bildet bei mir eine morgendliche Laufrunde als ausgezeichneten Einstieg in einen neuen Tag. Ein lockeres Tippeln durch Wald und Flur ist die beste Möglichkeit, das Gespräch mit dem Körper zu suchen. Kein intensives Ballern, nein, eher ein Wachlaufen. Die jungfräuliche Morgenluft aufsaugen. Der Serotoninspiegel wird auf das tagesübliche Niveau katapultiert. Synapsen werden wachgerüttelt. Aus der Wade meldet sich der Gastrocnemius zum Morgenappell. Ein kurzes Zwiegespräch mit dem Piriformis und wir sind uns einig, dass Rumpfstabilisierung dringend wieder ins Training integriert werden muss. Iris und Pupille üben das Zusammenspiel, um die farbenfrohen visuellen Signale des am Horizont aufsteigenden orangefarbenen Feuerballs in voller Pracht verlustfrei an den Kortex am hinteren Pol des Großhirns zu übermitteln. Mittels gleichmäßiger Frequenz pumpt das Herz lebenswichtigen Sauerstoff durch die Blutbahnen bis in die weit entlegensten Körperzellen. Der Puls hat den Ruhebereich verlassen und wiegt sich wollig im lockeren Dauerlauftempo. Alle Beteiligten sind hellwach. Guten Morgen! Zwei Rehe queren den Weg und schauen mir lange nach. Ich würde sie gern in meine Gespräche einbinden. Aber ich bin ja mit mir selbst noch nicht fertig. Denn das alles Entscheidende bei diesem Auftaktlauf ist jeweils die Frage: Bin ich zufrieden mit meinem Leben? Die stelle ich mir nicht tagtäglich, aber doch oft.»
«Aus: Kopfkino. Grenzerfahrungen im Ultralauf. Von Weitem erkennbar schweben Bruchteile von Häusern und buschartiger Vegetation wie eine Fata Morgana am Horizont. Um mich herum weiß. Einfach weiß, so weit das Auge reicht. Es ist noch früh am Tag. Das Licht ist klar. Ich folge einer violetten Linie auf dem GPS-Gerät in meiner Hand. Mehr als 20 Kilometer sind seit dem letzten Verpflegungsposten vergangen. In gleichbleibendem Trott komme ich auf der flachen, trockenen Salzfläche gut voran. Vor mir kann ich keinen weiteren Läufer erkennen. Auch hinter mir niemand. 72 Teilnehmer, einfach so verschwunden.
Meine Wasservorräte sind längst aufgebraucht. Ich laufe auf Sparflamme. Alle zehn Kilometer sollten Checkposten mit Wasser und Verpflegung aufgebaut sein. Die Strecke ist nicht markiert. Einzig das GPS zeigt den Weg. Zweifel kommen auf. Wo bin ich? Und wenn ja, wie viele? Am Vortag gab es vom Veranstalter nigelnagelneue Navigationsgeräte eines bekannten amerikanischen Anbieters. Zur Verfügung gestellt für dieses Laufevent. Drei verschiedene Strecken waren für den Folgetag darauf hinterlegt. 51, 101 Kilometer und 100 Meilen, also 161 Kilometer. Sowie eine kurze Proberunde, für einen Test zum Vertrautmachen mit dem technischen Gerät. Ich halte so ein technisches Wunderteil das erste Mal in den Händen. Wie viele andere Starter hier auch. Auf Ansage drücken die Versammelten am Gadget den „ON“-Knopf. Kurze Einweisung, welche Taste welche Funktion ermöglicht. Gleichzeitig starten alle auf die Teststrecke. Und schwärmen in die unterschiedlichsten Richtungen aus.
Wild gestikulierend und mit lautem „Stopp“ bittet der Verantwortliche alle wieder zurück zum Ausgangspunkt. Die gespeicherte Strecke war für alle identisch. Warum peilen also alle absolut unterschiedliche Kurse an? Das kann ja heiter werden morgen. Heute sorgt es noch für Belustigung. Und am Folgetag bin ich nun im Dilemma. Es wurde ausdrücklich davor gewarnt, die Skalierung im Display nicht zu verändern. Ich konnte aber nicht widerstehen und wollte nur schauen, wo der nächste Checkposten ist. Und siehe da, der weit entfernte Punkt leuchtet auf. Die violette Linie weist schnurstracks darauf zu. Dabei sind mir zwei (!) Checkposten am Rande der Salzwüste entgangen. Ich bin mitten auf der Fläche des Ranns of Kutch, einem ausgetrockneten Salzsee im indischen Bundesstaat Gujarat an der Grenze zu Pakistan. Verlaufen wäre fatal. Die Länder sind nicht als die allerbesten Freunde bekannt.»
«Aus: Der Läufer als Allesfresser. Du bist, was du isst! Ja, es ist mir bewusst. Eine abgedroschene Phrase. Kaum etwas anderes ist in unserem Leben so bestimmend wie unsere Ernährung. Ohne Nahrungsaufnahme kann die Menschheit nicht existieren. Sie ist so in unseren Alltag integriert, dass wir bereits zu wenig Wert auf sie legen. Essen ist aber weit mehr als pure Verpflegung zum Lebenserhalt. Ganze Kulturen werden über ihre Speisen definiert. Woran denkst du bei einer Paella? Wer steht hinter der Pizza? Wohin gehören Hamburger?
Jedes Land hat diese typischen Verlockungen, die sich dank globaler, immer schneller werdender Lebensart um den gesamten Erdball verbreitet haben. Unsere Ernährung ist weit mehr als reine Zweckverpflegung. Und doch gehen wir fast schon respektlos mit ihr um. Wir investieren immer weniger Zeit in gute Verpflegung. Die Verantwortung delegieren wir dabei gern an Nahrungsmittelkonzerne, Fast-Food-Ketten und Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln. Als Sportler bilden wir hier natürlich die Ausnahme. Oder doch nicht? Es wird in der Zeit der verarbeiteten, behandelten und haltbar gemachten Lebensmittel immer aufwendiger, sich anständig zu ernähren. Ein Paradoxon trotz Fortschritt und Gesundheitswahn. Die Produkte sind auf lange Lebensdauer ausgelegt. Gewinnorientiert, nicht auf unseren Magen ausgerichtet. Es muss uns zu denken geben, wenn ein Brot nach einer Woche in der luftigen Box nicht schimmelt. Wenn Fertiggerichte auch nach mehreren Jahren Haltbarkeit immer noch die gleichen Nährwerte liefern sollen. Das gab es vor 50 Jahren nur bei Militärnahrung und Astronautenfutter. Jährlich kommen neue Verfahren und Produkte, vermeintlich gesunde, hinzu. Unserem Organismus geben wir zu wenig Anpassungszeit. Eine steigende Anzahl Allergien und Unverträglichkeiten sind die Folge.
Voraussetzung für sportliche Leistung ist ausgewogener und gesunder Brennstoff. Und da kommen wir zum Guten. Es ist auch heute möglich, seinem Körper die benötigte Energie in bekömmlicher und leistungsfähiger Form zuzuführen. Das wäre für die gesamte Menschheit erstrebenswert. Sport zu treiben, bedeutet, sich mit seinem Körper auseinanderzusetzen. Und das macht den Unterschied zum Otto Normalverbraucher. Bewusstseinserweiternd essen sollte für uns Hobbysportler genauso wie für Profiathleten Teil des Lebens sein. Keine strengen Verzichte. Gelassenheit auch hier. Wie bei allem, kommt es auf das richtige Maß an.»
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3 Comments Buchvorschau Ein Marathon geht immer
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Maik
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